Quayola: Captives
06 März - 12 April, 2014
Captives ist eine Ausstellung des Londoner Künstlers Quayola. Inspiriert von Michelangelo Buonarottis Prigoni-Serie “Unfertiger” Skulpturen (1513-1534) erforschen die ausgestellten Arbeiten die Beziehung zwischen Model und Objekt, virtueller und materieller Form.

Quayolas neueste Ausstellung untersucht verschiedene Modi des Daseins als Objekt die virtuellen und reellen Raum miteinander verbinden. Der Ausstellungstitel spielt auf die berühmteste der Unfertigen Skulpturen an. Durch die digitale Repräsentation von Michelangelos Prigoni inszeniert der Künstler die Spannung zwischen Vollendung und Prozess. Obwohl die Ausstellung erst einmal historische Arbeiten umschichtet, rückt sie eine Reihe kontemporärer Veränderungen zwischen mathematischer und figurativer Beschreibung in den Vordergrund und situiert das Dasein des Objekts in einem Kontinuum, das weder Anfang noch Ende aufweist.

Vor Captives nahm Quayolas Auseinandersetzung mit kunsthistorischen Wegbereitern die Form von Projektionen, Installationen Fotografie und Multimedia an. Diese Arbeiten bedienten sich oft aktueller digitaler Werkzeuge um visuelle Algorithmen herauszuarbeiten, derer sich die Arbeiten der Alten Meister bedienten, und ihre kompositionelle Logik aufzuzeigen.

Mit Captives versucht sich Quayola erstmals an Skulpturen. Die Skulpturen wurden von ihm mit Hilfe einer selbsterstellten Software angefertigt, die es ihm erlaubte, zweidimensionale Fotografien der Prigoni dreidimensionale virtuelle Modelle umzuwandeln. Der Algorithmus der Software füllte dabei automatisch alle Lücken, die fehlende oder unlesbare Informationen hinterließen. Diese „Füllungen“ hängen den Figuren kristalline, geometrische Zusätze an. Die artifiziell „vollendeten“ digitalen Modelle wurden im Anschluss zur Grundlage eines maschinellen Fräse-Prozesses während dessen die Formen aus drei übergroßen Styroporblöcken von hoher Dichte herausgearbeitet wurden.

Der Kollaps einer physischen Existenz in Information, und damit der Kollaps unserer neu gefassten Wahrnehmung von Raum, bedeutet dass ein Objekt gleichzeitig durch verschiedene Modi von Zeit und Raum zur Verfügung gestellt werden kann. Der Grenze zwischen dem Model einer Skulptur und der Skulptur verschwimmt beständig. Die Ära von Beziehungen zwischen separat existierenden Einheiten neigt sich ihrem Ende entgegen. Aus ihr hervor geht eine Praxis, die Kontinuität in den Mittelpunkt rückt. Quayola sieht nicht die finale Skulptur als Subjekt von Captives, sondern den materiell-informellen Prozess; ein Prozess der sich verlangsamen mag, aber nie zu einem Ende kommen kann.

Quayola lebt und arbeitet als visueller Künstler in London. Er untersucht Dialoge und unvorhersehbare Zusammenstöße, Spannungen und Gleichgewichte zwischen dem Reellen und Artifiziellen, dem Figurativen und Abstrakten, dem Alten und dem Neuen. Seine Arbeit erforscht Fotografie, Geometrie, zeitbasierte digitale Skulpturen und umfassende audiovisuelle Installationen und Performances.

Seine Arbeiten wurden bereits bei der Biennale in Venedig, im Victoria & Albert Museum in London, beim British Film Institute in London, Park Ave Armory in New York, La Gaite Lyrice in Paris, MNAC in Barcelona, im Grand Theatre in Bordeaux, Palais des Beaux Arts in Lille, Paco Das Artes in Sao Paulo, bei der Triennale in Mailand, dem Sonar Festival in Barcelona so wie dem Elekra Festival in Montreal und dem Clermont Ferrand Film Festival ausgestellt.

Kunstwerke zur Verfügung gestellt von bitforms gallery nyc

Kuratiert von Anja Henckel und Nadim Samman